Mobile Versorgung Geflüchteter

Gudrun Gaartz und Anna-Lena Brock berichten über ihren Einsatz in der medizinischen Versorgung von ukrainischen Geflüchteten auf dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tegel:

Von März bis August 2022 standen auf dem Flugfeld zwei Mobile Medizinische Versorgungseinheiten (kurz MMVEs) für ankommende Geflüchteten aus der Ukraine bereit. Ärztliches Personal war dort von Beginn an tätig. Als deutlich wurde, dass auch pflegerische Expertise benötigt wird, starteten ab April auch Pflegekräfte aus den verschiedensten Teilen Deutschlands. Über den Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. wurde kurzerhand Personal aus den jeweiligen Schwesternschaften rekrutiert. Freiwillig und kompetent fand sich schnell eine Besetzung von vier Pflegekräften pro Tag für eine Dienstzeit von 08:00 bis 24:00 Uhr. So konnten viele Menschen, teils sehr pflegebedürftige oder mit einer Behinderung, versorgt und betreut werden. Täglich galt es, den oft stark traumatisierten Geflüchteten Zuspruch zu leisten und sie über das deutsche Gesundheitssystem und die gute Versorgung der verschiedensten akuten oder chronischen Krankheiten aufzuklären.

Schnelle Einarbeitung und Improvisationstalent waren gefragt.
Wir Pflegende mussten uns auf allen Ebenen in bereits vorhandene Strukturen integrieren, wobei der enorme Pflegebedarf im Vorfeld nur bedingt einkalkuliert werden konnte. Die MMVEs, von uns liebevoll “Ärztetrucks” genannt, wurden bereits im Ahrtal nach der Flutkatastrophe genutzt. Später wurden zusätzlich zwei Container zur Verfügung gestellt, die wir zu Wartezimmern bzw. Untersuchungsräumen für Rollstuhlfahrer umfunktionierten. Die Container sorgten so für zusätzlich Schutz bei Regen oder zu viel Sonne.

Besonders beeindruckend war, wie schnell und unkompliziert unsere Rotkreuz-Schwestern und Rotkreuz-Pfleger zu einem Team zusammengewachsen sind. Mit großer Professionalität und Kompetenz aus den jeweiligen Fachgebieten wurde die Versorgungsstruktur auf dem Gelände in kürzester Zeit optimal den Bedingungen angepasst. So sorgten z.B. Wundmanager*innen über Spenden aus ihren Kliniken für zeitgemäße Wundversorgungsmaterialien oder es wurden gebrauchte Gehstützen oder Verbandsschuhe über Heimatkontakte organisiert.

Mit Kinästhetik-Workshops wurden die Mitarbeitenden und vielen Helfer geschult, um auch ohne übliche Hilfsmittel Menschen in ihrer Mobilität zu unterstützen oder auf Heben und Tragen beim Transfer zu verzichten. Angehörige wurden mit Hilfe von Sprachmittlern geschult, um angemessen unterstützen zu können, denn außer Rollstühlen mussten die meisten Hilfsmittel in der Ukraine zurückgelassen werden.

Gelebte Gemeinschaft und Solidarität
Dieses Hilfsprojekt konnte nur funktionieren, weil alle Beteiligten eng zusammengearbeitet und sich gegenseitig unterstützt und geholfen haben. Angefangen bei den Ärzt*innen und Ersthelfern, den Sprachmittlern, bis hin zu den Mitarbeitenden des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten, der Bundespolizei, dem Check-In, der Bettenbetreuung in den Terminals, dem Catering und der Security.

Wir möchten uns an dieser Stelle nochmal ganz herzlich bei allen Pflegefachkräften, die uns unterstützt haben - ob aus dem Ruhestand zurückgekehrt oder freigestellt - für ihren großartigen Einsatz, ihr Improvisationstalent und manchmal auch ihr Durchhaltevermögen bedanken. Ein großes Dankeschön geht auch an alle, die an der Planung mitgewirkt und die Freistellungen aus dem “normalen” Job ermöglicht haben und natürlich an die Kolleg*innen, die die Mehrarbeit in den Häusern kompensiert haben.

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